Morbus in der Unterwelt

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Morbus in der Unterwelt

(oder aber: Magus Morbus durchquert Nifflheim, ohne so recht zu wissen wozu)
Autor: Magus Morbus

Teil 1

„….und dann haben mich die Elementare natürlich genau in dem Augenblick erwischt, in welchem ich mich vor ihrer Queste keineswegs drücken konnte. Alleine im Hochgebirge hätte ich den herannahenden Schneesturm wohl kaum überlebt, daher nahm ich die Einladung der Elementare, sie in ihrer Burg zu besuchen, sehr gerne an. Wobei ich mich allerdings schon damals fragte, ob die scheinbar so hilfreichen Elementare an dem schlechten Wetter nicht möglicherweise eine gewisse Mitschuld trugen.

Aber vielleicht sollte ich die Geschichte von Beginn an erzählen. Dies wird nicht nur Euer Verständnis für meine Lage vergrößern, sondern dem Bericht etwas Ordnung verleihen. Außerdem kann ich mit diesem poetischen Kunstgriff zugleich unserer Heiligkeit Tanfana B die Aufmerksamkeit zukommen lassen, welche diesem Friedensfürsten zusteht.

Alles begann an dem Morgen, an welchem seine Heiligkeit den versammelten Gläubigen einige dringliche Warnungen des Chaosgottes Nagesh offenbarte. Offenbar erwartete die Menschheit eine Zeit äußerster Gefahr mit Sturm, Pestilenz und Kriegsgeschrei, von Inflation und schlechtem Bier… und damit war eigentlich Alles wie Immer. Tanfana B hatte sich zur Würdigung des historischen Ereignisses mit einer neuen Robe aus feinstem Golddamast versehen und sonnte sich hocherfreut im Glanze dieser Pracht, während er verbal der Welt mit allerlei göttlichen Strafen drohte. Bestens gelaunt zog er sich anschließend in seine Privatgemächer zurück, um sich dort noch ein wenig mit einigen Damen zu beratschlagen, welche ich der Diskretion halber als Priesterinnen bezeichnen sollte.

Ich gab ihm einige Minuten Zeit zur Erholung, bevor ich Ihm in seine Gemächer folgte. Seine Tür wurde von einigen Männern der Tiger-Garde bewacht, aber tumbe Schwertschwinger sind für einen Mann arkanen Wissens ja nun wirklich kein Hindernis. Ich musterte die wackeren Kämpen mit einem eisigen Blick und wurde mit erbleichenden Gesichtern sowie einigen nutzlosen Gesten gegen den „Bösen Blick“ belohnt. Ein stümperhaft ausgeführter „Gedankenschild“ würde mir im Notfall nicht mehr Widerstand leisten denn eine verstaubte Spinnwebe, daher kommentierte ich diese rührenden Magieversuche eines Offiziers der Garde lediglich mit einem sarkastischen Lächeln. Ich schob die Soldaten mit meinem Drachenstab zur Seite und betrat nun ohne weitere Behinderungen die Gemächer unseres obersten Geistlichen.

Tanfana B lümmelte sich auf seinem Thron und studierte mit ernster Miene eine Schriftrolle, welche Ihm eine junge Dame zur gefälligen Begutachtung vorhielt. Ich hatte sie schon einmal im Umfeld der Geheimdienstchefin gesehen; vermutlich war sie eine Spionin und mit Vorsicht zu genießen.

Er musterte mich düster und nickte dann der jungen Frau zu. „Erinnert mich nachher daran, das meine Garde noch um einige Kampfmagier verstärkt werden muss. Dies war dann alles, Ihr dürft gehen.“ Sie übergab Ihm die Schriftrolle, machte einen eleganten Knicks und verschwand wortlos durch eine Seitentür, welche zu den Schlafgemächern [[Tanfana B]|Tanfanas]] führte.

Deutlich weniger elegant als Sie verbeugte nun ich mich vor dem Thron. „Seid gegrüßt, Heiliger Vater. Darf ich Euren Ring küssen?“

„Lieber nicht, mein teurer Morbus. Beim letzten derartigen Versuch habt Ihr Euch fast an dem Diamanten verschluckt und gerietet in ernste Lebensgefahr.“

„Ihr solltet ein ernstes Wort mit Eurem Juwelier reden. Der Stein war derartig locker gefasst, das es nur ein Frage der Zeit war, wann Ihr den Stein verlieren würdet. Welch ein Glück, das ich gerade anwesend war, als es geschah. Eine Gefahr für mein Leben war allerdings nicht gegeben, diese Ehre gebührt mir nicht.“

„Seid Euch da nicht zu sicher, Morbus. Als ich die Ringfassung zerbissen vorfand war Euer Leben einen Augenblick sogar in allerhöchster Gefahr. Leider muss ich gestehen, das ich damals ernsthaft ungehalten war.“

„Diese ungünstige Stimmung ist aber sicherlich seitdem geschwunden, wie es sich bei einem derartigen nebensächlichen Missverständnis wohl geziemt?“

Tanfana B nickte unwirsch. „Belassen wir es im Moment bei der Einschätzung, das mir Euer Wert durchaus bewusst ist… und ich euch in der Zukunft noch einige Überraschungen zutraue.“

„Diese Worte beruhigen mich zutiefst. Insbesondere das Wort „Wert“ lässt die Hoffnung in mir keimen, das mein Anliegen Gnade vor Euren Augen findet.“

Tanfana B kratzte sich wenig heilig am verlängerten Rücken und sah in Richtung Schlafzimmertür. „Kommt zur Sache, Morbus. Dringende Staatsgeschäfte erwarten mich.“

Ein wenig verlegen rieb ich die Hände. „Nun, da ich ja jetzt in den Stand eines Barons erhoben wurde, benötige ich so einige liquide Mittel, um mich standesgemäß auszustatten…“

Tanfana B verzog gequält das Gesicht.

„Könnt Ihr Euch dies Mittel nicht irgendwie zusammen klauen? Diverse Anklageschriften aus den Provinzen ließen mich ein ausgeprägtes derartiges Talent bei Euch vermuten…“

Fortsetzung folgt

Teil 2

„Ihr solltet den haltlosen Beschuldigungen dieser armseligen Neider keine weitere Beachtung zollen. Aber um Eure Frage zu beantworten: natürlich könnte ich mir die notwendige Goldsumme auch selbst besorgen, aber ich wollte zuerst fragen bevor ich in Eure Kasse greife.“

„Versündigt euch nicht am Eigentum der Theokratie. Als euer Seelsorger könnte ich eine derartigen Diebstahl nicht dulden. Dies wäre eine schwere Sünde und äußerst ungesund für Euer Seelenheil. Die Götter sehen über eine solche Untat keineswegs leichtfertig hinweg.“

Als ob ich nicht auch schon früher mal in den Klingelbeutel gegriffen hätte. Die einzige göttliche Strafe war bislang ein leichter Kopfschmerz am nächsten Morgen gewesen. Dieser Schmerz könnte aber auch von dem Messwein herrühren, mit welchen ich mich beim selben Raubzug eingedeckt hatte. Ich zuckte daher nur nachlässig mit den Schultern. „Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet sprechen eine andere Sprache. Unsere Götter sind nicht besonders kleinlich.“

Seine Heiligkeit musterte mich streng. „Nicht alle Götter sind so geduldig wie Moribulus, das kann ich euch versichern! Und ich bin es auch nicht!“

Dies war ein Argument. Meine Karriere hing nun mal vom guten Willen Seiner Heiligkeit ab. Normalerweise hätte mich diese Tatsache nicht besonders beeindruckt, da ich vor dem Missfallen der Mächtigen jederzeit mittels Magie entfliehen konnte. Sobald ich mich auf dem Staatsgebiet von Avallon befand, würde der Ärger eines Herrschers aus Theostelos keine weitere Auswirkungen mehr auf mein Wohlergehen haben. Zu meinem Bedauern musste ich nun allerdings zugeben, das ich zum allerersten Mal in meinem Leben tatsächlich Etwas zu verlieren hatte. Ich war Baron mit eigenem Lehen und damit vor der niederen Rechtsprechung sicher. Einen derartigen privilegierten Status gab man nicht leichtfertig für eine Handvoll Goldmünzen auf.

Ich seufzte verdrießlich und griff ostentativ in meine leere Geldkatze. „Nun bin ich Baron und soll wohl trotzdem von der Armenspeisung leben? Man erwartet von mir nicht nur standesgemäße Kleidung, sondern auch den Unterhalt einer kostspieligen Verwaltung. Ich kann gerne in Lumpen herumlaufen, wenn dies dem Wohle des Reiches dient; von meinen Beamten kann ich Dies allerdings nicht verlangen. Unbezahlte Untergebene neigen zur Korruption!“

„Ich hoffe einfach mal, das ihr mit diesem theoretischen korrupten Untertan nicht Euch Selber meint und jetzt zu leicht durchschaubaren Drohungen Zuflucht nehmen wollt.“

Empört sprang ich aus dem Sessel auf: „ Nichts liegt mir ferner, Eure Heiligkeit. Leider bleibt die Tatsache bestehen, das ich etwas Startkapital brauche, um meine Baronie aufzubauen. Ihr wisst selbst, wie schlimm dort die Pest gewütet hat.“

„Setzt euch wieder, werter Morbus. Ihr habt ja nicht ganz unrecht. Moribundi hat ziemlich gelitten. Ehrlich gesagt fand ich es gut, dieses Gebiet aus dem Kronland ausgliedern zu können. Es braucht mehr Aufmerksamkeit, als ich derzeit dafür aufbringen könnte.“ Er rieb sich das Kinn. „Nun gut…. Gold kann ich derzeit nicht erübrigen, denn jedes Goldstück wird für die Flotte benötigt. Allerdings bleibt euch immer noch ein allerletzter Ausweg, um euch trotzdem mit liquiden Mitteln auszustatten.“

„An diesen Ausweg habe ich auch schon gedacht…. Aber ich hoffte eigentlich es niemals wieder tun zu müssen.“ Schließlich war ich damals jünger gewesen und hatte dringend Geld gebraucht. Ich fand nicht, das die momentane finanzielle Notlage einen derartigen Schritt rechtfertigte.

Verblüfft musterte mich Seine Heiligkeit. „Ich bin mir nicht sicher, worauf ihr gerade anspielt. Und vermutlich ist es wohl besser, da nicht weiter nachzufragen. Ich dachte eigentlich an das Erfinden neuer Steuern in eurer Baronie.“

„Ach so.“

Teil 3

„Führte nicht früher eine Handelsroute durch die Baronie? Seit dem Erdbeben ist dieser Weg wohl nicht länger benutzbar, aber dies könntet Ihr ja ändern. Repariert die Straßenschäden und erhebt Zölle auf die Handelskarawanen, dann habt ihr schnell eine sichere Einnahmequelle…. und den Handel des Reiches würde Dies auch beleben.“

Zollstationen hatte ich früher immer verabscheut, da dort armen Reisenden gierig noch der letzte Notgroschen aus dem Beutel gerissen wurde. Ich hatte den Zöllnern selbst oft genug einen qualvollen Tod am Galgen gewünscht, so wie er dem Reichsgesetz nach allen derartigen Wegelagerern zustand. Ab sofort selbst Zölle erheben zu dürfen war also eine durchaus reizvolle Idee.

„Gebt mir einige Handwerker mit und betrachtet die Arbeit als erledigt.“

„Tut mir leid, das ist leider nicht möglich. Ihr werdet Euch schon selbst um Arbeitskräfte kümmern müssen.“

Ich schüttelte den Kopf. „Dazu fehlen mir die finanziellen Mittel, wie ich schon zu Beginn der Unterhaltung erwähnte. Soll ich mit meinen eigenen Händen tonnenschwere Felsstürze entfernen und Straßenschäden ausbessern?“

„Ihr seid doch ein mächtiger Magier! Setzt doch eure Zauberkunst ein, um hier zu Ergebnissen zu kommen. Verwandelt die störenden Felsbrocken doch in Frösche.“

Nachsichtig lächelnd verneigte ich mich leicht. „Das würde ich ja gerne tun, aber auf diese Art funktioniert meine Magie nun mal leider nicht. Ich kann mit dieser Kraft Feinde vernichten, aber keine Burgen bauen. Zeigt mir einen Gegner, und ich lasse ihm den Himmel auf den Kopf fallen. In diesem Bereich liegen meine Fähigkeiten, nicht in der Zoologie.“

„Das klingt doch auch recht praktisch. In diesem Falle zeige ich Euch gerne Schiffe mit schwarzen Segeln. Sollte denen der Himmel auf den Kopf stürzen wird garantiert kein Mensch und kein Gott diese Störenfriede vermissen. Oder noch besser: lasst doch Felsen aus Euren Bergen auf diese Schiffe regnen, dann sind die Schiffe zerstört und die Strassen wieder frei.“

„Ich mag der mächtigste Magier des Reiches sein, aber selbst ich kann wohl kaum diese riesigen Invasionsflotten mit einem Wink meines Drachenstabes versenken.“

Tanfana B musterte mich ein wenig spöttisch. „Der mächtigste Magier des Reiches? Da habe ich aber andere Informationen. Die Magiergilde hat mir mitgeteilt, das Lady Bersena Pendragon in der Zauberkunst ein deutlich höheres Potential zeigt als Ihr. Sie hat die Flotte im Krieg im Übrigen sehr effektiv unterstützt und nutzt ihre verbliebene Freizeit zu Forschungsarbeiten in den Drachenbergen. Die Gilde ist tatsächlich dermaßen von ihr beeindruckt, das man mich informell darum gebeten hat, sie zum neuen Oberhaupt der Magiergilde von Theostelos zu ernennen. Und das habe ich auch getan. Damit verbunden ist natürlich die Verleihung einer eigenen Baronie.“

Bersena war also nicht nur ab sofort meine Vorgesetzte, sondern bekam gleichzeitig auch noch eine eigene Baronie zugeschustert? Vermutlich würde man Sie nicht mit einer unbewohnten Einöde abspeisen wie den armen Baron Morbus. Mir fehlten die Worte, was selten genug bei mir vorkam. „Aber…. dieses verantwortungsvolle Amt wollte ich doch übernehmen!“

„Die Gilde wollte Euch offensichtlich nicht von Euren anderen Aufgaben abhalten. Nun müsst ihr euch keine Gedanken um die Führung der Gilde machen, sondern könnt diese administrativen Belastungen voll und ganz der Baronin überlassen.“

„Das sind keine guten Neuigkeiten… Habe ich das gerade laut gesagt?“


(Nachwort: Der Titel verrät, das hier ein Großteil des Textes noch fehlt, und dies ist leider auch so. Es existierten einstmals weitere Kapitel mit einer ausführlichen Darstellung einer gewagten Exkursion in die Welt der Toten. Doch der Gott der Toten lässt sich nicht so leicht in die Karten schauen und tötete die Festplatte auf dem der Rest der Kapitel aufbewahrt worden waren. Ich erinnere mich an eine Welt, in der es ständig neblig ist und sämtliche Farben zu fehlen scheinen; eine Welt voller Verzweiflung, vergeblich auf der Suche nach tieferer Bedeutung oder Existenzzweck; Vergleichbar allenfalls noch mit der Fußgängerzone von Bielefeld am Sonntagmorgen. Leider ist die genaue Natur des Auftrages meinem Gedächtnis schon lange entschwunden. Vielleicht wusste ich den Grund nie so recht. Er könnte mit dem Kampf gegen die Schwarzen Flotten im Zusammenhang stehen, sicher bin ich mir aber nicht. Einziger beweis meiner Anwesenheit im Totenreich ist ein magischer Mantel zur Tarnung meines Lebensfunkens, den ich seitdem in meinem Besitz habe. Meiner Erinnerung nach war Jestocot Vomact Teil dieser Unternehmung, vielleicht kann er ja weitere Erinnerungsfetzen beitragen. Gruß Magus Morbus.)